Nach einer beinahe unerträglich langen Durststrecke qualitativer Animationskunst wünschte ich mir sehnlichst mal wieder einen Toptitel, der mich noch Minuten nach dem finalen Abspann vor Ehrfurcht erstarrt in den Bildschirm dreinblicken ließe. Diese Hoffnungen verblassten angesichts der Tatsache dass nur noch Animes wie
Girls und Panzer oder
Code:Breaker releast wurden, zu meinem Leidwesen immer weiter und weiter. Bis ich eines schönen Tages schließlich eher zufällig den Namen
Zetsuen no Tempest: The Civilization Blaster im Web aufschnappte, welcher aufgrund ansehnlicher Promo´s und etwaiger Empfehlungen einiger Mangaleser, das letzte Keimlein Hoffnung ihn mir langsam wieder gedeihen ließ. Dementprechend hoch waren auch meine Erwartungen als ich mir
"Zetsuen no Tempest" schließlich annahm; so hoch, dass es eigentlich schon zum Enttäuschen verdammt war. Überraschenderweise wehrte sich
"Tempest" äußerst tapfer gegen meinen vehementen Erwartungsdruck, ohne mir aber letztendlich meinen geliebten "WTF-Ausdruck" aufs Gesicht zu zaubern. Sowieso geht
"Tempest" mit "WOW-Effekten" äußerst sparsam um, so ist nervenaufreibende Spannung etwas wovon
"Tempest" sicherlich kein Lied zu singen weiß, die Story gönnt sich ab und zu ein paar Längen und auch das Finale war vielleicht unspektakulärer als so mancher erhofft hatte. Dies allem zum Trotz hat
"Tempest" dennoch einen angenehm positiven Eindruck bei mir hinterlassen, was es größtenteils seiner einfach faszinierenden Atmosphäre zu verdanken hat. Ist
Spice and Wolf durchwegs von einer wunderschönen und harmonischen Atmosphäre durchzogen, so wird hier eine fast schon mystisch-melancholische Atmosphäre erzeugt - woran auch die allgegenwärtigen Anspielungen auf Shakespeare´s "Hamlet" und "The Tempest" einen nicht zu verachtenen Anteil haben - was einen ähnlich wie bei "Spice and Wolf" unwiderruflich in den Bann zieht und dem Anime das nötige Leben einhaucht bzw. den Selbsterkennungwert verleiht, den ein guter Anime einfach haben muss und einem auch die sicherlich vorhandenen Schwächen weitestgehend verzeihen lässt.
AnimationEiner der Gründe, der
"Tempest" in einem guten Licht stehen lässt, ist ohne Zweifel die makellose Optik. Die Charaktere sind alle wunderschön gezeichnet, die Animationen flüssig und fürs Auge, Farbtöne wurden immer passend zur jeweiligen Situation gewählt und auch der ein oder andere bildgewaltige Hintergrund, der zu beeindrucken versteht, ist hier vorzufinden. Eines der animationstechnischen Highlights ist schon gegen Ende von Folge 1 zu finden und führt vorbildhaft vor Augen wie ein Anime aus dem Jahr 2013 auzusehen hat. Natürlich wird diese Qualität nicht die volle Länge über gehalten - das kann man auch gar nicht erwarten -, gerade in der Mitte des Animes sind ein paar kleinere Schwächen auszumachen, allerdings könnte ich nicht sagen dass ich mich an irgendeinen wirklich unsauber gezeichneten Charakter oder schlampigen Hintergrund erinnere, was sicherlich keine Selbstverständlichkeit darstellt. Obendrein fällt noch positiv ins Gewicht, dass sich die Animation gegen Ende, zumindest für meine Begriffe, nochmals steigern. Somit lässt sich nur sagen: Starke Arbeit von BONES, welche die Animationen sicherlich zu einer der Stärken des Animes gemacht haben.
SoundDas erste Opening wirkt anfangs recht unspektakulär - was wohl daran liegt das es zwar einen rockigen aber eben auch sehr "dumpfen" Klang hat und somit etwas an Power einbüßt - weiß aber nach mehrmaligem Hören durchaus zu gefallen. Das erste Ending hingegen fand ich jetzt nicht so gelungen, obwohl es zugegebener Maßen sehr entspannend ist - tatsächlich bin ich einmal währenddessen eingeschlafen -. Opening/Ending Nummer 2 waren dann wieder nach meinem Geschmack. Das Gefühl, dass eines der Intros oder Outros wie die Faust aufs Auge zum Anime passt hatte ich allerdings nicht. Die, ausschließlich orchestrale, BGM (Komponist: Michiru Oshima) erfüllt ihren Zweck und untermalt die jeweiligen Szenen stets gekonnt, glänzt auf der anderen Seite aber nicht gerade durch Variation bzw. Variabilität. Ein akustisches Meisterwerk konnte ich auch nicht ausmachen, "Reminiscence", "Nostalgia" und vielleicht noch "Encounter" möchte ich dennoch hier mal als Werke, die sich auf jeden Fall im Qualitätsbereich oberes Mittelmaß bewegen, erwähnen. Die Synchronsprecher liefern alle eine grundsolide Leistung, ohne dass man jetzt einen besonders hervorheben müsste.
StoryUm mal drei Stichwörter zu nennen: Bäume, Magie und Tragik. Etwas genauer: Die ganze Geschichte beruht auf die Existenz zweier Bäume, den Baum des Anfangs und den Baum des Endes, die sich dummerweise nicht leiden können und deswegen mal vor langer so heftig gezankt haben, dass sie beide danach in einen tiefen, tiefen, Schlaf gefallen sind und jetzt wiederum darum wetteifern wer als erstes aufwacht, wobei der Baum des Anfangs einen kleinen Vorteil besitzt, hat er doch mit dem Kusaribe-Clan eine Schar bereitwilliger Menschen um sich, die im Gegenzug für ein bisschen Magiegebrauch dessen Auferstehung vorbereiten. Die Kusaribe-Familie dreht aber, so gemein wie Menschen nun mal sind, den Spieß um und entschließt sich nun dem Baum des Endes Beihilfe bei der bevorstehenden Renaissance zu liefern. Die loyale Anführerin des Klans, Hakaze Kusaribe, findet dass allerdings gar nicht lustig und stellt sich dem gesamten restlichen Clan in den Weg, worauf sie von jenen eher unfreiwillig und per Fass auf Urlaubsreise geschickt wird. Per Zufall oder Schicksal geraten der Schüler Mahiro und sein Halbkumpel Yoshino, aufgrund des Totes von Mahiro´s jüngerer Schwester Aika, zwischen die Fronten dieses Baumkrieges und den beiden Absichten des Clans und der Prinzessin. Es folgen 24 Folgen mit ein wenig magical Action, ein Haufen Rückblenden, einige manchmal mehr, manchmal weniger überraschende Storytwists, viele mit Shakespear-Zitaten angereicherte philosophische und taktische Konversationen, eine Prise Humor, sowie eine große Prise Dramatik und natürlich nicht zu vergessen: Bäume.
CharaktereUm eins schon mal vorweg zu nehmen: Charakterentwicklung sucht man hier vergebens. Da ich sowieso noch nie jemand war, der allzu großen Wert auf gerade erwähnten Aspekt gelegt hat, war das, im Gegensatz zu manch anderem, nun kein großes Thema für mich.
Wir hätten zum einen Mahiro, den temperamentvollen Macho, dessen einziger Antrieb sich in der puren Versessenheit , den Mörder seiner Schwester zu finden, spiegelt, und auch dementsprechend eindimensional handelt. Stets an seiner Seite dessen Kumpel Yoshino, dem leger gesagt alles scheißegal ist, niemals seine Gefühle offenbart und Mahiro quasi aus Langeweile hilft mal eben den Mörder seiner Schwester zu finden und dann, völlig unbeeindruckt versteht sich, in einen mit Magie ausgetragenen Krieg zwischen Magier und Bäume gerät. Ach und er hat er eine coole Frisur.
Dann hätten wir noch Prinzessin Hakaze, die schöne, ungenierte Prinzessin des Kusaribe-Clans, die nie so recht weiß was sie eigentlich will. Und zu guter Letzt den Charakter, der allen anderen mit einer Souveränität den Rang abläuft, und das obwohl er schon vor der eigentlichen Handlung das Zeitliche segnete. (Trommelwirbel)...Fuwa Aika. Die jüngere Schwester Mahiro´s ist wohl einer der faszinierendsten und gleichzeitig verführerischsten weiblichen Charaktere in der Animegeschichte und das, in allem Überfluss auch noch, ohne tatsächlich irgendwie übertrieben attraktiv zu sein. Tatsächlich hat sie vielmehr eine miese Persönlichkeit, trägt vorwiegend Schmuddelkleidung und legt auch sonst ein eher frivoles Benehmen an den Tag. Aika ist einfach komisch, absurd, anders... und genau das macht sie so interessant. So fand ich im Großen und Ganzen den Cast von
"Zetsuen no Tempest" trotz vieler eindimensionaler Charaktere ohne jede persönliche Entwicklung insgesamt sehr stimmig, immerhin gab es keinen der mir großartig auf die Nerven ging oder mir unsympathisch erschien. Mir gefielen sie gerade deswegen, da man, obwohl man sich schon teilweise leicht stereotypischer Charakterzügen bediente, nie das Gefühl hatte irgendeinen Klon aus einem anderen Anime zu haben, sondern wirklich einen mehr oder weniger einzigartigen Charakter, der wirklich nur bei Zetsuen no Tempest seinen festen Platz hat.
FazitGelungener Anime, der mittels starker Optik, interessanter Storyline und hauptsächlich der Atmosphäre wegen groß punkten kann. Der Rest ist eher durchschnittlich, was einen im Nachhinein schon dazu verleitet zu denken, dass der Anime eigentlich hätte besser sein können. Und ja, er hätte besser sein können. Etwas Potential wurde verschenkt; viel aber auch genutzt. Rewatch ist auf jeden Fall drin!
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