Die Serie
Puh. Ich will ganz ehrlich sein: Einer der Gründe, warum es so ewig gedauert hat diesen Text zu verfassen, ist in dem simplen Grund versteckt, dass ich mich trotz großer Vorfreude auf die Serie doch sehr schwer mit ihr getan habe. Aber der Reihe nach.
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Die Serie lässt sich als ziemlich schrullig bezeichnen. Pater Abel ist nicht nur verfressen wie sonst etwas, sondern auch ziemlich verwegen und tollpatschig. Man möchte kaum glauben dass er die Speerspitze der Eliteeinheit AX des Vatikans bildet, welche unter der Schirmherrschaft Herzogin Catherina Sforzas agiert.
Es ist am Anfang alles etwas arg überzogen dargestellt, und der Spagat zwischen Witz und reiner Absurdität kann nicht immer gemeistert werden. Wer sich damit nicht arrangieren kann, wird an den ersten paar Folgen ordentlich zu knabbern haben. Denn obwohl das grundlegende Handlungsgerüst früh ersichtlich wird, verliert sich Trinity Blood in den ersten 10-12 der insgesamt 24 Episoden in Monster of the Week-ähnlichen Fällen, auf die im weiteren Verlauf zwar immer mal wieder beiläufig zurückgegriffen wird, während die eigentliche Geschichte erst wesentlich später beginnt. Wer diesen holprigen und fahrigen Einstand allerdings überwindet, wird mit einem spannenden politischen Ränkelspiel mit religiösem Touch belohnt, welches durch nötigen Ernst überzeugt und gleichzeitig mit einer emotionalen Härte einschlägt, die man so vielleicht nicht erwartet hätte. Denn wie heißt es so schön? Man solle ein Buch nicht nach dessen Einband verurteilen. Der schrullige Abel mag vielleicht einen gemächlichen Ersteindruck hinterlassen, doch sobald Gefahr im Verzug ist, kann er auch ganz anders. Und weder Mensch, noch Vampir, noch die Geschichte selbst können ihn aufhalten. Und diese Geschichte ist von Macht getrieben, von Schuld und Sühne, von Gewinn und Verlust der Liebsten. Und ein fest verankerter Bestandteil der biblischen Kultur.
Vieles wird hier leider als gegeben betrachtet, wodurch sich der Zuschauer auf einiges selbst einen Reim machen muss. Dadurch wiederum wirkt das Setting zwar interessant, aber es bleibt auch größtenteils hinter seinen Möglichkeiten zurück. Denn was alles möglich gewesen wäre, hätte man von vornherein einen geradlinigen roten Faden gesponnen, zeigt sich im Highlight der Serie: Dem Mittelteil. Wenn die Reise nach Byzantium, genauer gesagt Konstantinopel, geht, einer Stadt in der die Vampire leben, dann wird dem Zuschauer wunderbar vor Augen geführt, wie detailliert und pfleglich das gesamte Wordlbuilding hätte aussehen können. Man verliert sich gerne in der Schönheit dieser von Nebel umgebenen Stadt und zugleich wirkt auch alles sehr viel flüssiger in der Erzählung. Hier finden sich so viele Höhepunkte, dass es einem schier den Atem verschlägt. Vielleicht verliert es sich zuweilen etwas im Kitsch, aber das sei verziehen, wenn die Geschichte endlich ihrem Weg folgt, ohne dabei in unzähligen Nichtigkeiten auszuschweifen. Ja, genau hier hat mich Trinity Blood dann doch packen können und bis zur letzten Folge nicht mehr loslassen wollen. Endlich werden nicht mehr zahlreiche Figuren neu eingeführt, endlich wird sich auf das besonnen, was erzählt werden soll und vor allem auch will. Da ist es schon fast wieder schade, wie überhastet sich dieser zwieträchtige Kampf zwischen Menschen und Vampiren, von denen einige gar nichts wissen wollen und sich nicht daran stören Seite an Seite mit der anderen Rasse zu leben, sein Ende findet.
Es folgt Twist auf Twist, Schlag auf Schlag und die sorgsam eruierten Ereignisse überschlagen sich völlig. Das große Finale, welches auf Pompös getrimmt ist, wirkt wie aus dem Ärmel geschüttelt und lässt unfreiwillig einen abhetzten Eindruck entstehen. Vielleicht sei dies der Light-Novel-Vorlage (Autor: Sunao Yoshida | Illustration: Thores Shibamoto) sowie der Mangavorlage (von Kiyo Kujō) geschuldet, die sich alle etwas unterscheiden und ich daher nicht genau zu sagen vermag, ob etwaige Antworten in den jeweils anderen Ausgaben zu finden sind. Doch hier bleibt ein fahler Beigeschmack am Ende und man hofft inständig auf eine Fortsetzung der Geschichte, um sie auch in ihren letzten Ausläufern einigermaßen nachvollziehen zu können.
Das Handwerkliche
Findige Leser haben vielleicht schon gedanklich die Brücke zu einem anderen sehr bekannten Horroranime geschlagen. Da sich auch für Trinitiy Blood das Animationsstudio GONZO verantwortlich gezeigt hat, verwundert die Verbindung nun wirklich kein bisschen mehr. Denn vier Jahre vor dieser Serie gab es bereits einen Anime, der mit ähnlichen Motiven hantierte: Hellsing. Diese Einflüsse sind Trinity Blood nicht abzusprechen. Ein Vampir in den Diensten einer kirchlichen Institution, was einem Paradoxon entsprechen müsste, würden sich die beiden nicht so gut verstehen. Als Gegenspieler kommt eine unbekannte Gruppe ins Spiel, die ihre Motive erst nach und nach offenbart und einen Krieg zwischen beiden Gesellschaftsformen entfachen möchte. Die Darstellung der Gewalt, die sich sehr ähnelt – hier jedoch nicht zelebriert wird – sondern verstärkt passiv stattfindet, als reines Hilfsmittel zum narrativen Nutzen. Man könnte sich die Mühe machen und noch viel mehr Parallelen aufzählen, stattdessen halte ich aber lieber fest, dass diese frappierenden Ähnlichkeiten vorhanden sind, man sich nach kurzer Umgewöhnungszeit aber beinahe vollkommen vom Gedanken an besagte andere Vampirserie lösen kann. Trinity Blood schlägt vollkommen andere Töne an und lebt von der Welt selbst, in der es spielt und profitiert in der Hinsicht vom ganzen Drumherum, was es zu erzählen hat.
Die Animationen sind fluent, die Hintergrundzeichnungen in Ordnung. Ein Highlight der Animationswelt ist diese Serie für ihren Stand aus 2005 gewiss nicht, denn allein die vollkommen unnötigen 3D-Rendereien verderben jede noch so gute Szene. Dafür ist vieles auf pompös getrimmt, die Figurendesigns mit ihren Gothic-Lolita beeinflussten Klamotten wissen zu gefallen und vertreiben in jeder Szene die Gedanken an unzureichende Elemente. Die Charakterzeichnungen sind ebenfalls gelungen, auch wenn in der Fülle an Figuren zunehmend markante Merkmale wünschenswert gewesen wären, die für den feinen Unterschied gesorgt hätten um nicht vollends den Überblick zu verlieren…
Für die Musik zeigt sich Takahito Eguchi verantwortlich, der eine enorme klangliche Vielfalt einstreut. Von Orgelklängen und choralen Einschüben, welche stets das Kirchliche betonen, hin zu elektronischen Spielereien des Steampunkmotivs, bis hin zu bassig groovigen Tracks, die durchaus an den Fusionjazz eines Yasushi Ishiis und somit auch an den lässigen Vampir Alucard aus Hellsing erinnern, ist wahrlich alles abgedeckt, was in der unersättlichen Welt der hochtechnologisierten Welt vorzufinden sein könnte. Und das Schöne daran: Es ist einmal einer dieser wunderbaren Scores, die nicht das Bedürfnis verspüren, dem Zuschauer sämtliche Gefühlslagen diktieren zu müssen. Es gibt zwar zwei bombastische Leitmotive, welche immer wieder passend die Actionszenen ankündigen, aber ansonsten gelingt Eguchi ein schwelgerischer Soundtrack, der lediglich dem Sinn folgt, die Bilder mit passender Musik zu untermalen, was diesen Anime dankenswerter weise abzurunden vermag.
Kommen wir also zum letzten Punkt: Der Synchronisation.
Hier gibt es einige bekannte Stammsprecher zu hören und in den prägnanten Sprechrollen finden sich glücklicherweise passende Stimmen. Beispielsweise Claus-Peter Damitz, der mit einer unglaublich lockeren Art dieses unschuldige und unsichere eines Pater Nightroads spricht, oder die wunderbar tiefstimmige Tolilah Jonas als Herzogin Catherina Sforza, deren Stimme bereits im Anime Noir ein Ohrenschmaus war…
Auf der anderen Seite gibt es aber leider auch die ein oder andere Rolle, die etwas lustlos oder gar unpassend besetzt wurde. Auch bei den Kindern wird das Höhenlastige sehr strapaziert, aber gerade das hat man ja leider ohnehin viel zu oft, weswegen es auch gar nichts mehr bringt, hier zur Kritik anzusetzen. Was bleibt, ist eine durchwachsene Synchronisation, wie sie zu dieser ebenso durchwachsenen Serie ganz gut passt.
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Fazit
Trinity Blood macht sich selbst das Leben schwer. Es wäre eine fabelhafte Kost gewesen, wäre es der Geschichte gelungen, sich nicht in zu vielen Einzelheiten zu verrennen, welche die Handlung gerade in der ersten Hälfte so undankbar ins Schlingern geraten lässt. Denn was alles möglich gewesen wäre, das offenbart sich erst nach einiger Mühe im Mittelteil, belohnt den Zuschauer dann aber wenigstens mit einer facettenreichen Erzählung und bombastischem Weltenbau, in dem man sich nur zu gerne verliert. Handwerklich hingegen überzeugt der Score auf ganzer Linie, sowie die sich aufgestaute emotionale Wucht, mit der diese Vampirsage einschlägt, nachdem sie doch erst einen leichtfüßigen Anime für zwischendurch versprach. Aber wir wollen mal nicht päpstlicher sein als der Papst, denn Trinity Blood bekommt noch die Kurve und mausert sich dadurch zu einer sehenswerten Serie. Zwar mit Abstrichen, aber dafür lockt die kontrastreiche Art dieser Serie doch zu sehr, als dass man einen längeren Groll gegen sie hegen möchte.
Kommentare
zb der konflikt roms (kirche) gegen byzanz (vampire), erinnert mich sehr ans mittelalter wo es spannungen zwischen dem oströmischen reich und dem vatikan gab.
außerdem vermisse ich das leben in den städten,es wirkt oft sehr steril, und es fehlen auch die überreste von den wolkenkratzer oder anderen modernen gebäuden, man sieht halt nur immer gut erhaltende mittelalter städte.
mein fazit:
kein großer hit, aber auch kein totaler reinfall, da die synpathischen charaktere vieles wieder gut machen.
Was lehnt sich schon großartig an Hellsing an?
Das einsige was sich mit Hellsing ähneld ist das Abel sich Verwandelt, das war es aber schon.
Also ich muss sagen das ich Trinity Blood geschaut habe, und ich es richtig Genial fand.
der anime ist sehr schön gezeichnet mit liebe zum detail und auch die karaktere sind toll dargestellt. die musik passt fast immer pefect zu der zehne.
Sie hat was bedrückendes und gleichzeitig einen positiven Beigeschmack. Die Charaktere sind großartig. Besonders Abel, man muß ihn einfach gern haben.
Nicht zu vergessen, der Opening Song ist absolut spitze, genau wie der restliche Soundtrack. Trinity Blood ist eine tolle Geschichte für jeden der düstere apokalyptische Stimmung mit einer guten prise Humor und Optimismus mag.
In höchstem Maße empfehlenswert!