AsaneRedakteur
#1Anfangs verkauft sich »Mito« als sacht überdrehte Comedy, die lustvoll in all den zerschlissenen und fadenscheinigen Klamotten kramt, in die das Genre "Weltraumabenteuer" gerne gekleidet wird, und diese in unverhohlen parodistischer Absicht dem Zuschauer vor die Füße wirft. Schon das Opening [Youtube], das buchstäblich den Vorhang öffnet zu einer außergewöhnlichen, überdrehten Zirkusvorstellung mit einem munteren, eingängigen und energiegeladenen Lied, weist in diese Richtung; dem gegenüber steht ein sanft-nachdenkliches Ending, dessen Melodie etwas verloren durch die Gegend wandert, gesungen von der unvergleichlichen Masumi Itou (»Jinrui wa Suitai Shimashita«; »Haibane Renmei«; »Zettai Shounen«) mit ihrer unverwechselbaren zerbrechlich-zarten Stimme.
Diese zwei Extreme prägen auch den Verlauf der Serie, in der sich Comedy mit teils hochdramatischem, teils sentimentalem Abenteuer verbinden will. Wollen allein reicht aber nicht – man muss es auch können (hat mein Großvater mal gesagt). Kurz: Der Schuss ging nach hinten los. Nicht weil es prinzipiell unmöglich gewesen wäre, diese Elemente einträchtig zu verbinden, sondern weil man die falschen Mittel gewählt hat.
Eingangs passt das noch ganz gut. Ein melancholischer Rückblick empfängt den Zuschauer, die Zeichen des Sommers, wie sie in vielen sentimentalen Komödien gängig sind, werden alles andere als dezent visualisiert, ganz speziell diese berühmten Brechungseffekte an der virtuellen Linse.
Was die Regie in diesen ersten Szenen leistet, ist brillant. Der 15-jährige Aoi wartet in der Sommerglut auf seine Mutter Mito. Was er nicht weiß: daß Mito als Weltraumpiratin eine vielbeschäftigte Person ist und gerade die galaktische Patrouille an den Hacken hat, weswegen sich ihre Ankunft etwas verzögert. In Gedanken versunken fragt er sich da, was wohl mit ihr los ist – "Kaa-san, nani atte n' da yo?" –, und als prompte Antwort auf diese Frage erfolgt der Umschnitt zu dem, was Mutti im Weltraum gerade so treibt. Unterlegt von einer heroisch-treibenden Musik, die ungeniert den Tonfall des Openings zu "Star Trek: Next Generation" zitiert – und der Zuschauer weiß spätestens jetzt, wo's lang geht. Allein die BGM signalisiert also überdeutlich: Ganz großes Kino!
In dem Stil hätte es gerne weitergehen können. Und in den ersten Hälfte der Serie geht das Ganze auch noch auf. Weil dramatische Verwicklungen und tragische Backgrounds erstmal nur angedeutet werden, aber nicht dominieren. Im Gegenteil: selbst bei dramatischen Auseinandersetzungen verlässt man sich noch auf die Mittel humoristischer Überzeichnung, wählt ein absichtsvoll eckiges und eher anspruchsloses Charakterdesign mit slapstickhaft überzeichneter Gestik, das auch nicht anders ausschaut wie in den 80er Jahren, und schreckt selbst vor zitiertem Tentakelsex nicht zurück.
Das leichtfüßige Spiel mit den bekannten Tropen und mit den beliebten Konventionen dramatischer Inszenierung entschärft die hinter dem Konflikt mit der galaktischen Patrouille stehende Story und wertet sie als beiläufige Ausschmückung, die solch ein Setting nun mal braucht.
Lange Zeit balanciert »Mito« erfolgreich auf dem schmalen Grat zwischen abgefahrener, aber sympathischer Comedy und sentimentalem Drama. In dieser Mischung verkörpert die Serie das, was man von guter 90er-Jahre-Unterhaltung gewohnt ist.
Dieser schmale Grat erweist sich dann als sehr schwankend, wenn tatsächlich intensives, handfestes Drama stattfinden soll. Was bis dato in gelungener Manier dem Zuschauer parodistisch präsentiert wurde, soll nun ganz ernsthaft eine dramatische Auseinandersetzung tragen, ganz ohne jeden humoristischen Hintersinn. Das geht leider gewaltig schief, was auch zum guten Teil an den Personen selbst liegt, die durchweg aus Stereotypen bestehen und bei Comedy zwar das leisten, was sie sollen, für ein Drama aber nicht geschaffen sind. Diese etwas laschen Rückgriffe auf Bekanntes und Verlässliches fällt den Machern nun auf die Füße und man ergeht sich in furchtbar formelhaften Wendungen. Wie zum Beispiel das beliebte "Erinnerungen auslöschen", mit dem man keinen Hund mehr hinterm Ofen hervorlockt. Bestenfalls kleine Kinder, für die das neu ist. Und das scheint wohl auch die angepeilte Zielgruppe zu sein.
Am Ende erweist sich »Mito« als halbseitiger Rohrkrepierer, der sich im Versuch, eine Art Adventure-Comedy zu schaffen, verzettelt hat und keins von beiden geworden ist. Bestechen am Anfang noch die gelungenen realistischen Hintergründe, mündet es schließlich CGI feast, das durch schiere Masse und coole moves zu beeindrucken sucht. Man kann auch sagen, je mehr fette CGI-Raumschiffe, desto weniger Niveau.
Wenn doch wenigstens die kleine Romanze ein wenig mehr Raum und mehr Ernsthaftigkeit bekommen hätte. Ein Mädchen, das die wilde Mähne mit solch einem Haarband zähmt, kann ja schließlich kein schlechter Mensch sein.
Diese zwei Extreme prägen auch den Verlauf der Serie, in der sich Comedy mit teils hochdramatischem, teils sentimentalem Abenteuer verbinden will. Wollen allein reicht aber nicht – man muss es auch können (hat mein Großvater mal gesagt). Kurz: Der Schuss ging nach hinten los. Nicht weil es prinzipiell unmöglich gewesen wäre, diese Elemente einträchtig zu verbinden, sondern weil man die falschen Mittel gewählt hat.
Eingangs passt das noch ganz gut. Ein melancholischer Rückblick empfängt den Zuschauer, die Zeichen des Sommers, wie sie in vielen sentimentalen Komödien gängig sind, werden alles andere als dezent visualisiert, ganz speziell diese berühmten Brechungseffekte an der virtuellen Linse.
Was die Regie in diesen ersten Szenen leistet, ist brillant. Der 15-jährige Aoi wartet in der Sommerglut auf seine Mutter Mito. Was er nicht weiß: daß Mito als Weltraumpiratin eine vielbeschäftigte Person ist und gerade die galaktische Patrouille an den Hacken hat, weswegen sich ihre Ankunft etwas verzögert. In Gedanken versunken fragt er sich da, was wohl mit ihr los ist – "Kaa-san, nani atte n' da yo?" –, und als prompte Antwort auf diese Frage erfolgt der Umschnitt zu dem, was Mutti im Weltraum gerade so treibt. Unterlegt von einer heroisch-treibenden Musik, die ungeniert den Tonfall des Openings zu "Star Trek: Next Generation" zitiert – und der Zuschauer weiß spätestens jetzt, wo's lang geht. Allein die BGM signalisiert also überdeutlich: Ganz großes Kino!
In dem Stil hätte es gerne weitergehen können. Und in den ersten Hälfte der Serie geht das Ganze auch noch auf. Weil dramatische Verwicklungen und tragische Backgrounds erstmal nur angedeutet werden, aber nicht dominieren. Im Gegenteil: selbst bei dramatischen Auseinandersetzungen verlässt man sich noch auf die Mittel humoristischer Überzeichnung, wählt ein absichtsvoll eckiges und eher anspruchsloses Charakterdesign mit slapstickhaft überzeichneter Gestik, das auch nicht anders ausschaut wie in den 80er Jahren, und schreckt selbst vor zitiertem Tentakelsex nicht zurück.
Das leichtfüßige Spiel mit den bekannten Tropen und mit den beliebten Konventionen dramatischer Inszenierung entschärft die hinter dem Konflikt mit der galaktischen Patrouille stehende Story und wertet sie als beiläufige Ausschmückung, die solch ein Setting nun mal braucht.
Lange Zeit balanciert »Mito« erfolgreich auf dem schmalen Grat zwischen abgefahrener, aber sympathischer Comedy und sentimentalem Drama. In dieser Mischung verkörpert die Serie das, was man von guter 90er-Jahre-Unterhaltung gewohnt ist.
Dieser schmale Grat erweist sich dann als sehr schwankend, wenn tatsächlich intensives, handfestes Drama stattfinden soll. Was bis dato in gelungener Manier dem Zuschauer parodistisch präsentiert wurde, soll nun ganz ernsthaft eine dramatische Auseinandersetzung tragen, ganz ohne jeden humoristischen Hintersinn. Das geht leider gewaltig schief, was auch zum guten Teil an den Personen selbst liegt, die durchweg aus Stereotypen bestehen und bei Comedy zwar das leisten, was sie sollen, für ein Drama aber nicht geschaffen sind. Diese etwas laschen Rückgriffe auf Bekanntes und Verlässliches fällt den Machern nun auf die Füße und man ergeht sich in furchtbar formelhaften Wendungen. Wie zum Beispiel das beliebte "Erinnerungen auslöschen", mit dem man keinen Hund mehr hinterm Ofen hervorlockt. Bestenfalls kleine Kinder, für die das neu ist. Und das scheint wohl auch die angepeilte Zielgruppe zu sein.
Am Ende erweist sich »Mito« als halbseitiger Rohrkrepierer, der sich im Versuch, eine Art Adventure-Comedy zu schaffen, verzettelt hat und keins von beiden geworden ist. Bestechen am Anfang noch die gelungenen realistischen Hintergründe, mündet es schließlich CGI feast, das durch schiere Masse und coole moves zu beeindrucken sucht. Man kann auch sagen, je mehr fette CGI-Raumschiffe, desto weniger Niveau.
Wenn doch wenigstens die kleine Romanze ein wenig mehr Raum und mehr Ernsthaftigkeit bekommen hätte. Ein Mädchen, das die wilde Mähne mit solch einem Haarband zähmt, kann ja schließlich kein schlechter Mensch sein.
Beitrag wurde zuletzt am 26.03.2022 12:48 geändert.
Kommentare